Nach zwei durchwachsenen Saisons 2024 und 2025, in denen meine Leistung hinter meinen Möglichkeiten zurückblieb, stand für 2026 fest: Es braucht einen neuen Trainingsplan, optimiert auf mein Alter und den MTB-Marathon-Sport.
Besonders mit zunehmendem Alter ist mir die richtige Belastungssteuerung immer wichtiger, vor allem, weil ich in meinem Alter neben Radsport-Trainingseinheiten auch mehr Yoga, Kraft- und Mobility-Trainings sowie gelegentlich Laufen in die Trainingswoche einbaue.
Als Laie kann ich aber nicht abschätzen, wann ich mit der Belastung übertreibe oder welche Trainingseinheiten sich eventuell ergänzen.
Warum überhaupt ein neues Tool?
In meinen jüngeren Jahren hatte ich schon mal einen Personal Trainer, aber mittlerweile, als Sportler der Masters-3-Klasse, finde ich so etwas für mich nicht mehr angemessen. Die kostenlosen Garmin-Trainingspläne, die ich gerne nutze, brachten mir beim Laufen hervorragende Ergebnisse, haben mir aber für MTB-Marathons nicht die mögliche Leistungsfähigkeit gegeben. Der Versuch mit AiTrainer https://www.aitrainer.eu/ vor zwei Jahren endete ebenfalls mit schwachen Leistungswerten. Trotz unterschiedlicher strukturierter Trainingspläne mit bewusst reduziertem Trainingsvolumen blieb die Leistungsfähigkeit weit hinter der von Vorjahren zurück.
Deswegen jetzt einfach wieder das Trainingsvolumen zu erhöhen, widerspricht allem, was ich über Training im fortgeschrittenen Alter lese. Mit 55 Jahren sollte der Fokus auf mehr Regeneration liegen, nicht auf noch mehr Trainingstagen. Mein in den letzten Jahren gewählter Vier-Tage-Plan klang vernünftig, aber mir scheint, ich brauche eine höhere Intensität beim Radtraining, um meine volle Leistung abrufen zu können. Zusätzlich will ich aber auch mindestens eine Krafttrainingseinheit und gelegentlich leichte Laufeinheiten für mehr Vielseitigkeit integrieren. Hierfür brauche ich einen Trainingsplan, der sich intelligent und dynamisch anpasst, um Über- und Untertraining zu vermeiden.
Was muss die Trainingsplan-Software können?
Meine Idee: Ein KI-gesteuerter Trainingsplan, der sich Woche für Woche der individuellen Belastung anpasst. Kraft- und Lauftrainingseinheiten sollten planbar sein, spontane Gruppenfahrten mit niedriger oder auch höherer Intensität ebenfalls, und die Trainings der kommenden Woche sollen basierend auf den tatsächlich absolvierten Trainings angepasst werden. Die KI müsste Trainingsdaten kontinuierlich monitoren, Warnsignale für Überbelastung geben und idealerweise einen MTB-Marathon-spezifischen Trainingsplan erstellen können. Klassische vorgefertigte Standardpläne kämen eigentlich nur in Frage, wenn sie altersgerecht gestaltet sind und wenigstens regelmäßiges Krafttraining beinhalten.
Hier ist meine Recherche von sieben Trainingsplattformen, die ich ausprobiert habe.
AiTrainer
AiTrainer hatte ich bereits vor zwei Jahren für eine Saison genutzt. Die Oberfläche gestaltet sich intuitiv und man kann im Vorfeld einen spezifischen Trainingsplan für Mountainbiking auswählen sowie die Trainingsintensität und den Wochenumfang festlegen. Passend für mich ist die klare Ausrichtung auf MTB-Marathon und XC-Sport, auch weil vermutlich Trainer mit MTB-Bezug hinter dem Portal stehen. Allerdings frage ich mich, wie aktiv AiTrainer noch betrieben wird, denn die Blogeinträge sind mehrere Jahre alt und das 50%-Rabattangebot besteht seit Jahren unverändert.
Meine Anfragen an die Trainer wurden damals zwar schnell beantwortet, doch die Antworten waren oft nicht hilfreich oder oberflächlich. Die Integration mit Garmin funktionierte problemlos, Trainingseinheiten wurden reibungslos übertragen. Weniger überzeugt hat mich die Flexibilität beim Anpassen und Verschieben einzelner Trainingseinheiten im Kalender.
TrainerDay
TrainerDay präsentiert sich als eine der günstigsten Trainingsplattformen am Markt. Zahlreiche Community-Trainingspläne gibt es hier kostenlos, allerdings können diese von jedem erstellt und geteilt werden. Sie eignen sich daher eher für den Einstieg ins strukturierte Training. Die professionellen „Ready Set“-Pläne und der AI Coach Jack sind in der Pro-Variante verfügbar. Coach Jack erstellt anhand der Strava-Historie einen individualisierten Trainingsplan über mehrere Wochen, der nachher eigenständig vom Sportler angepasst werden kann.
Das attraktive Preis-Leistungs-Verhältnis der Pro-Variante überzeugt. Der entscheidende Nachteil: Nach der initialen Planerstellung nimmt Coach Jack keine weiteren Anpassungen, basierend auf der tatsächlichen Trainingsleistung oder -belastung, vor. Eine spezielle Ausrichtung für MTB-Marathon-Trainingspläne konnte ich bei Coach Jack auch nicht finden.
Cycling Coach AI
https://cyclingcoachai.com/
Die Website wirkt modern und frisch. Nach der Registrierung liest Cycling Coach AI vergangene Trainingsdaten von Garmin oder Strava aus und ermittelt das Trainings- und Fitnessniveau. Basierend auf Zielsetzung, Vorlieben und Verfügbarkeit, die in Textform eingegeben werden, erstellt die Cycling Coach AI einen individuellen Trainingsplan. Laut eigenem Hilfe-Chatbot berücksichtigt der Plan unterschiedliche Bike-Disziplinen wie MTB-Marathon oder XCO und deren spezifische Ziele.
Die App bietet übersichtliche, wenn auch wenig detaillierte Auswertungsmöglichkeiten. Die Lauf- und Krafttrainings wurden bei meinem Test jedoch nicht einmal in der App angezeigt und wahrscheinlich auch nicht berücksichtigt. Die App-Oberfläche wirkt nach längerer Nutzung schon sehr einfach und die KI erstellt mit identischem Input unterschiedliche erste Trainingswochen. Die individuelle Anpassung der Trainingsplanung erfolgt wochenweise: Nach jeder abgeschlossenen Woche analysiert die KI die erfassten Bike-Trainingseinheiten und erstellt die Trainingsinhalte für die kommende Woche.
MATS Coach
https://www.mats.coach/de
MATS Coach ist ein neues Trainingsportal mit ansprechender, moderner Oberfläche. Im Herbst 2025 war die Auswahl an Trainingsplänen, die man nutzen kann, noch überschaubar, was sich mit der Neuheit der Plattform erklären lässt. 
Die vorhandenen kostenpflichtigen Trainingspläne waren für Laufen und Rennrad, MTB-spezifische Pläne fehlten im Oktober 2025 noch. Ein zusätzlicher KI-Coach war auf der Website angekündigt, aber noch nicht verfügbar. MATS Coach ist sicherlich in einigen Jahren einen erneuten Blick wert, wenn mehr Inhalte und der KI-Coach vorhanden sind. Aktuell erfüllt die Plattform meine Anforderungen leider noch nicht.
Intervals.icu
Auf intervals.icu bin ich bei meiner Recherche gestoßen.Die Website bietet zwar keine Trainingspläne, aber eine sehr umfangreiche und detaillierte Trainingsanalyse. Nach der Kopplung mit Garmin Connect oder Strava werden alle Trainingseinheiten detailliert aufgeschlüsselt, inklusive Langzeitvergleichen und Trends. Die Auswertungen wirken auf den ersten Blick sehr umfangreich und bieten zahlreiche Details, die bei der Trainingsbelastungssteuerung helfen können. Anscheinend nutzen viele Athleten intervals.icu für die eigenständige Trainingsanalyse.
Die Vielzahl an Darstellungen und Kennzahlen auf intervals.icu erfordert jedoch ein tieferes Verständnis der Trainingslehre und deren Kennzahlen. Trainingspläne können mit intervals.icu leider nicht erstellt werden, aber als kostenlose Möglichkeit für Trainings- und Belastungsanalyse ist intervals.icu dennoch interessant.
Vekta
Vekta ist eine neue und vielversprechende Trainingsplattform aus Frankreich. Einige Profi-Rennradteams nutzen sie zur Trainingsplanung und -steuerung. Aber auch Hobbysportler können Vekta nutzen. Der Fokus liegt auf intuitiver Auswertung und neuen Analysen moderner Trainingslehre. Die Datenbasis für die KI-Steuerung stammt von Profi-Radfahrern. Als junges Unternehmen setzt Vekta auf KI für Analyse und Steuerung, wodurch der Preis moderat ausfällt. Der entscheidende Nachteil für mich: Die Trainingspläne sind für den Rennradsport ausgelegt, MTB-Trainingspläne fehlen.
TrainerRoad
TrainerRoad kam als Empfehlung eines Bike-Freundes und ist zusammen mit TrainingPeaks ein Veteran unter den Trainingsplattformen.
Die KI-Trainingsplanerstellung existiert hier bereits seit mehreren Jahren, weswegen heute ausgereifte Funktionen und Flexibilität vorhanden sind. Auch hier werden historische Trainingsdaten problemlos von Garmin oder Strava gelesen und für die Trainingsplanerstellung analysiert. In wenigen Schritten lässt sich danach ein individueller Trainingsplan erstellen.
Verschiedene Bike-Sport-Disziplinen können bei TrainerRoad gewählt werden, darunter auch MTB-Marathon. Besonders interessant ist die Möglichkeit, einen Trainingsplan speziell für „Masters“ zu erstellen, bei dem Intensität und Recovery-Zeiten für ältere Athleten angepasst werden. TrainerRoad ist auf Biking spezialisiert, ergänzende Kraft- oder Laufeinheiten werden vom Plan-Builder nicht eingeplant, können aber im Kalender selbst durch den Sportler eingetragen werden.
Positiv ist aber: Andere Aktivitäten wie Laufen, Wandern oder Krafttraining werden von Strava oder Garmin in TrainerRoad importiert und in der Belastungssteuerung sowie Trainingsplananpassung berücksichtigt. TrainerRoad wirkt übersichtlich, nicht super modern, aber aufgeräumt mit den umfangreichen Funktionen. Für jedes geplante Training gibt es eine ausführliche Beschreibung mit nützlichen Hinweisen und Empfehlungen zur Ausführung. Die aktuelle Trainingseinheit lässt sich schnell und intuitiv von drinnen auf draußen umstellen, im Kalender verschieben oder durch vorgeschlagene alternative Trainings ersetzen.
TrainingPeaks
https://www.trainingpeaks.com/
TrainingPeaks ist ebenfalls ein schon lange existierendes Trainingsportal, ursprünglich entwickelt, um Trainern das Management ihrer Athleten zu ermöglichen. Aber auch für Athleten bietet es interessante Möglichkeiten zur eigenständigen Trainingsplanung und -analyse. Die Plattform bietet umfangreiche Analysemöglichkeiten der Trainingssessions und Leistungsentwicklung. Für die Trainingsplanung können vorgefertigte Trainingspläne von unterschiedlichen Trainern und Disziplinen innerhalb von TrainingPeaks gekauft werden.
Die Trainingspläne sind jedoch „ready made“ und nicht adaptiv, es gibt auch keine KI-Funktion. Für individuelle Anpassungen kann ein persönlicher Trainer in TrainingPeaks gebucht werden, der, basierend auf Feedback und Trainingsdaten, das Training für den Sportler individuell dosiert.
Positiv: Es gibt viele Trainingspläne von professionellen Trainern, auch speziell für MTB-Marathon oder XC, die preislich attraktiv sind. TrainingPeaks hat eine große Nutzerbasis und die Premium-Variante ist inklusive TrainingPeaks Virtual (ähnlich Zwift) mit virtuellen Ausfahrten, Rennen und Trainingssessions. Die Variante mit individueller Trainings- und Belastungssteuerung durch einen zusätzlichen persönlichen Trainer ist preislich ähnlich einem Personal Trainer.
Meine Entscheidung: Der neuer Trainingsplan kommt von …
TrainerRoads! Nach dem vielen Ausprobieren habe ich mich für TrainerRoad als Trainingsplattform für die MTB-Saison 2026 entschieden. Die KI-Funktion wirkt ausgereift und berücksichtigt zusätzlich absolvierte Lauf- und Krafttrainings. Der Preis von monatlich 22 US-Dollar ist nicht der günstigste, aber die Funktionen wirken ausgereifter und passen besser zu meinem Trainingsalltag.
Kraft- und Lauftraining kann ich bei TrainerRoad flexibel je nach Wetter und Fitnessstudi-Angeboten einbauen. Die zusätzliche/veränderte Belastung wird von TrainerRoad erfasst und beeinflusst bereits unter der Woche die folgenden Trainings. Zwar plant TrainerRoad keine Lauf- oder Krafttrainings ein, wie beispielsweise Cycling Coach AI, aber absolvierte Kraft- und Lauftrainings sorgen für eine Anpassung der kommenden Bike-Trainings.
Für mich ist die Berücksichtigung meines Alters und die dynamische Anpassung an die Gesamtbelastung wichtig, weil ich hoffe, so wieder meine volle Leistung abrufen zu können. TrainerRoad bietet mir die Flexibilität, aus einem strengen Plan für einige Tage auszubrechen oder zusätzliche Trainings einzubauen, ohne Risiko von Über- oder Untertraining. Zusammen mit intervals.icu, in das ich mich einarbeiten werde, um eine “Zweitmeinung” für Trainingsbelastung zu haben, werde ich TrainerRoad als meinen Trainingsplan für die MTB-Saison 2026 nutzen.
Ob TrainerRoad in Kombination mit intervals.icu funktioniert und die erhofften Leistungssteigerungen für 2026 bringt – werde ich berichten.
